Im Schlosspark Altenstein in Bad Liebenstein soll ein weiteres Kleinod wiederhergestellt werden – die Greifenbank. Sie gehört zum Ensemble des Blumenkorbfelsens, einem der reizvollen kleinen Architekturensembles, die den Schlosspark in besonderer Weise auszeichnen. Die Wiederherstellung soll großenteils mit Spendenmitteln geschehen.

Der Blumenkorbfelsen entstand in den Jahren 1802/03. Herzog Georg I. von Sachsen-Meiningen ließ das Ensemble zu Ehren seiner verstorbenen Mutter Charlotte Amalie errichten. Dazu nutzte er eine 18 Meter hohe Felsnadel, deren Spitze eine kleine begehbare Plattform mit großem steinernem Blumenkorb erhielt. Am Fuß des Felsens entstand unter einer grottenartigen Wölbung die Greifenbank mit einer Büste Charlotte Amalies auf der Rückenlehne. Etwa zeitgleich wurden im Park auch andere Kleinarchitekturen errichtet, etwa die Ritterkapelle, das Chinesische Häuschen und die Teufelsbrücke.

Vorbild für die Altensteiner Greifenbank waren antike Bänke in Pompeji, um 1800 ein beliebtes Reiseziel europäischer Adeliger. So wurden halbrunde Steinbänke mit Greifen an den Wangen zu beliebten Ausstattungsstücken in Landschaftsgärten nördlich der Alpen. Herzog Georg I. nutzte das Motiv im antiken Sinn als Erinnerungsort.

Als Material für Blumenkorb und Greifenbank kam Sandstein zum Einsatz. Starke Feuchtigkeit am schattigen Standort führte zur starken Erosion der klassizistischen Bank. Heute sind nur noch etwa zwei Drittel der ursprünglichen Substanz vorhanden. Die Büste Charlotte Amalies wurde bereits vor längerer Zeit sichergestellt und ist heute im Hofmarschallamt zu sehen.

Um das Ensemble zu restaurieren, muss die irreparable Greifenbank als Kopie neu entstehen. Aufgrund der starken Verluste insbesondere am steinbildhauerischen Schmuck waren dafür aufwendige Vorarbeiten nötig. Anhand eines Modells im Maßstab 1:1 wurden die Greifenfiguren, Reliefs und Profile erarbeitet. Als Vorlagen dienten dem eigens beauftragten Bildhauer dokumentierende Zeichnungen aus den 1960er Jahren und historische Fotografien. Außerdem war der Blick auf ähnliche Kunstwerke der Zeit um 1800 hilfreich. Originalvorlagen gab es nicht – Zeichnungen des Meininger Hofbildhauers Christian Müller konnten nicht ermittelt werden.

Das Modell aus Styropor und Gips ist nun bereit zur Umsetzung in Sandstein. Dazu sind insgesamt rund 95.000 Euro notwendig. Sie sollen aus Spenden finanziert werden. Der Förderverein Altenstein-Glücksbrunn e.V. hat bereits 25.000 Euro für das Projekt überwiesen und damit die Vorarbeiten ermöglicht. Er sammelt aktiv weiter. Auch die Stiftung Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen hat die Greifenbank zu einem ihrer Hilfsprojekte gemacht. Gemeinsam mit diesen Partnern freut sich die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten über jede Unterstützung für das Projekt. Bis zur Umsetzung kann das Modell der Greifenbank in einem kleinen Präsentationsraum im Tordurchgang des Hofmarschallamts besichtigt werden.

 

Spendenkonto der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten:

Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten
IBAN: DE62 8208 0000 0611 8999 00
BIC: DRESDEFF827
Stichwort: Greifenbank Altenstein

In Sondershausen ist die Sanierung des Schlosshofs abgeschlossen. Knapp 700.000 Euro wurden seit Baubeginn im vergangenen Jahr investiert. Im Mittelpunkt stand die Verlegung neuer Entwässerungsleitungen. Nun ist die historische Hofpflasterung wieder verschlossen.

Anlass für die aufwendige Maßnahme war ein defektes Entwässerungssystem. Der problematische Baugrund des Schlossbergs hatte immer wieder Verschiebungen und Leitungsrisse bewirkt, so dass Regenwasser vom Hof und den Dächern nicht mehr geregelt abfließen konnte. Zum Schutz der Bausubstanz war deshalb eine Neuverlegung nötig. Außerdem hat sich durch intensivere Nutzung der Bedarf für eine leistungsfähige Stromversorgung im Hof erhöht.

Zur Verlegung der neuen Leitungssysteme mussten Gräben im Hof gezogen werden. Die aufwendige ornamentale Hofpflasterung sollte dabei keinen Schaden nehmen. Die Gräben schnitten deshalb nicht geradlinig durch den Hof, sondern folgten den radial um den Brunnen verlaufenden Pflasterbahnen. Darin wurden die neuen Leitungen verlegt, darunter auch Leerrohre für Anschlüsse, die bei der notwenigen Sanierung des Alten Nordflügels gebraucht werden. In den Untergrund des Hofs wurden außerdem Senkelektranten eingelassen, die bei Veranstaltungen leistungsfähige Stromanschlüsse bieten.

Abschließend gingen die Pflasterer ans Werk. Mit viel Liebe zum Detail schafften sie es, die Spuren der Eingriffe unsichtbar zu machen. Einen kleinen Unterschied gibt es aber doch: Durch die Verlegung einer ebenen Plattenbahn entlang des Nordflügels wurde die Befahrbarkeit des Schlosshofs mit Kinderwagen, Rollstühlen und Gehhilfen deutlich verbessert.

Abbildungen:
– Schloss Sonderhausen, Schlosshof mit teils wieder verfüllten Gräben im Herbst 2019, Foto: Daniel Rimbach
-Schloss Sonderhausen, Schlosshof nach Abschluss der Arbeiten, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Carola Niklas

Schnelles Eingreifen war in diesem Jahr an der westlichen Stützmauer von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden nötig. Die Mauer am Hasengarten nordwestlich des Schlosses musste gesichert und saniert werden. Nach dem Abbau des Gerüsts kann der zwischenzeitlich gesperrte Spielplatz des angrenzenden Kindergartens wieder freigegeben werden.

Im März waren Mängel in der Standfestigkeit des Mauerabschnitts festgestellt worden. Nach zügiger Untersuchung und Planung konnten die Maßnahmen zwischen Juni und August umgesetzt werden. Ein kompliziertes bis zu neun Meter hohes Gerüst auf abschüssigem Gelände machte die Mauer mit ihren Stützpfeilern zugänglich. Von dort aus sanierten die Handwerker unter Anleitung eines Steinrestaurators 1.800 laufende Meter Fugen mit einem genau auf die Eigenschaften des Sandsteins abgestimmten Mörtel. Die Steinflächen wurden gereinigt und gefestigt. Rund 100.000 Euro investierte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in die akute Maßnahme.

Abbildung: Schmalkalden, Schloss Wilhelmsburg, Mauer am Hasengarten mit Gerüst, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Carola Niklas

Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat einen Band mit neuen Forschungen zur höfischen Festkultur herausgebracht. Das gut 300 Seiten starke Buch widmet sich dem Phänomen aus einer vorrangig kulturhistorischen Perspektive. Ausgehend von der Frage, welche Funktion Feste im höfischen Zeitalter erfüllten, wendet es sich schlaglichtartig den Höfen in Paris, Wien und Preußen zu, die auf unterschiedliche Weise maßstabgebend wirkten. Auch der Umgang mit den dort geprägten Normen an kleineren Höfen wie etwa in Thüringen kommt nicht zu kurz. Die Künste im Dienst der Festkultur kommen zudem anhand der Gartenkunst, der ephemeren Festarchitekturen, musikalischer Festkompositionen und der Festsäle zur Sprache.

Offizielle Feste waren und sind ein wichtiges Medium der Repräsentation gesellschaftlicher und politischer Ordnung, aber auch ihrer spielerischen Reflexion. Die Inszenierung von Festen forderte insbesondere im Zeitalter des Barock das ganze Aufgebot der Künste von der Architektur über die bildende Kunst und das Kunsthandwerk bis zu Musik und Theater. Höfisches Feiern diente der Manifestation von Herrschaftsbeziehungen. Nicht umsonst betrauten Herrscher oft ihre Hofkünstler mit der Regie von Festen. Unter Mitwirkung der verfügbaren Künste und unter Aufwendung erheblicher Mittel entstanden Ereignisse, die häufig in Wort und Bild dokumentiert und mit großem Interesse weit über den Teilnehmerkreis hinaus rezipiert wurden. Mit diesem Themenkreis beschäftigte sich das Herbstsymposion 2019 der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Die Beiträge sind nun in dem neuen Band zusammengefasst.

Fürstliche Feste. Höfische Festkultur zwischen Zeremoniell und Amüsement, Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Band 23, Petersberg 2020, 304 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, ISBN: 978-3-7319-0978-1, 39,95 Euro. Erhältlich im Buchhandel und gegen Rechnung über E-Mail stiftung@thueringerschloesser.de.

Abbildung: Cover „Fürstliche Feste“

Der Tag des offenen Denkmals wird in diesem Jahr vor allem mit digitalen Präsentationen begangen. Dennoch gibt es auch Angebote vor Ort. Auf den Dornburger Schlössern ist das Alte Schloss am Sonntag, dem 13. September im Rahmen von Führungen in Kleingruppen zu besichtigen. Das Bauwerk aus dem 16. Jahrhundert wird als Tagungszentrum genutzt und ist deshalb nur selten öffentlich zugänglich.

Im Zeitraum zwischen 13.30 Uhr und 16.00 Uhr werden öffentliche Führungen ohne feste Anfangszeiten durch das Alte Schloss angeboten. Es gelten die Pflichten zum Abstandhalten und Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung. Da maximal zehn Personen an einer Führung teilnehmen können, kann es zu Wartezeiten kommen. Verbindliche Anmeldungen bei der Schlossverwaltung Dornburg sind möglich unter 03 64 27/21 51 30.

Am vergangenen Samstag konnte auf Schloss Heidecksburg das restaurierte Schallhaus seiner Bestimmung übergeben werden – ein großer Erfolg des Fördervereins Schallhaus und Schlossgarten e.V., der sich seit 2007 mit Spenden und Veranstaltungen für das Bauwerk einsetzt. Auch nach der gelungenen Wiederherstellung bleibt der Förderverein weiter aktiv. Bereits während der Eröffnung übergab der Verein eine Spende von 8.000 Euro an die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten. Damit sollen die gartendenkmalpflegerischen Planungen für das Umfeld des Schallhauses angestoßen werden. Der um 1800 zum Landschaftsgarten umgestaltete Schlossgarten ist seit mehreren Jahrzehnten eine baumbestandene Rasenfläche ohne Wege und Pflanzungen.

Aber auch mit persönlichem Einsatz bleiben die Vereinsmitglieder dem Schallhaus treu. Am Tag des offenen Denkmals, dem 13. September, öffnen sie zwischen 10 und 16 Uhr das Bauwerk für Besucher und bieten auf Wunsch Erläuterungen an – selbstverständlich in derzeit üblichen kleinen Personengruppen und mit Mund-Nasen-Bedeckung.

 

Abbildung: Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gär-ten, nimmt eine Spende über 8.000 Euro von Barbara Valduga und Dr. Marion Achtzehn, beide Förderverein Schallhaus und Schlossgarten e.V., entgegen (v.l.n.r.), Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, F. Nagel

Auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt ist ein überregional einzigartiger Schatz gehoben – das Schallhaus im Schlossgarten wurde saniert und kann nach vielen Jahrzehnten wieder Musikliebhaber erfreuen. Am 5. September wurde es der Öffentlichkeit übergeben.

Das im 18. Jahrhundert aus dem Umbau eines älteren Gartenhauses hervorgegangene Schallhaus war im 20. Jahrhundert zusehends verfallen. Seine Sanierung ist ein großer Erfolg bürgerschaftlichen Engagements. Der 2007 gegründete Förderverein Schallhaus und Schlossgarten e.V. beförderte die Erforschung und Restaurierung unermüdlich mit Spenden und Veranstaltungen, unterstützt vom Rotary Club Rudolstadt, dem Lions Club Rudolstadt und zahlreichen Einzelspendern. Mehr als 100.000 Euro kamen auf diese Weise zusammen. 2018 stieg die Deutsche Stiftung Denkmalschutz (DSD) mit einer großzügigen privaten Spende von mehr als 300.000 Euro in das Projekt ein und ermöglichte so den zügigen Abschluss der Wiederherstellung, die insgesamt gut 550.000 Euro kostete.

In den vergangenen zwei Jahren wurden mit den Mitteln der DSD die Fassaden und der Innenraum in der farbigen Gestaltung der Zeit um 1800 restauriert. Bereits zuvor waren schrittweise der einzigartige Schallsaal im Dachgeschoss, Holzgeländer, Türen, Fenster und viele andere Elemente wiederhergestellt worden. Das erneuerte Schieferdach stammt bereits vom Anfang der 1990er Jahre, als das Bauwerk vor dem Verfall gerettet werden musste.

Eine Rarität ist das Schallhaus aufgrund seiner besonderen Raumkonstellation, die extra für das Musizieren geschaffen wurde. Unter seiner großen Schieferhaube verbirgt sich ein kuppelförmiger Schallsaal, der durch eine Öffnung im Boden mit dem ebenerdigen Gartensaal verbunden ist. Das Schallhaus diente vor allem höfischen Festen und Konzerten. Unten hielt sich das Publikum auf, während oben die Musiker platziert wurden. Die musikalischen Klänge wurden von der Schallkuppel reflektiert und drangen durch das Schallloch nach unten, wo sie als sphärisch schwebende Musik erlebt werden konnten. Dieser Effekt war vor allem im Barock beliebt. Da die Schallkuppel mit ihren speziellen Klangeffekten später an Bedeutung verlor, sind kaum noch Beispiele erhalten.

Die Ursprünge des Schallhauses liegen in einem steinernen Gartenhaus, das spätestens in den 1690er Jahren entstand. Es markierte den Kreuzungspunkt von Gartenwegen und verfügte über einen Altan, von dem aus der Garten überblickt werden konnte. 1730 wurde der Altan aufgegeben und die große geschweifte Dachhaube aufgesetzt. Im neu geschaffenen Dachgeschoss fand der Schallsaal Platz. Der ebenerdige Gartensaal wurde mit Stuckaturen ausgestattet, die Fassaden waren mehrfarbig gefasst. Als um 1800 der barocke Schlossgarten zum Landschaftsgarten umgestaltet wurde, kam es auch zu Veränderungen am Schallhaus. Die Fassaden wurden monochrom in einem Ockerton gestrichen, den von den Stuckaturen befreiten Innenraum dominierte nun die Farbe Blau mit feinen gemalten Ornamenten in Grautönen. Dieses jüngste Erscheinungsbild war nach 200 Jahren noch in Teilen erhalten und bildete die Grundlage für die nun abgeschlossene Restaurierung.

Zur Eröffnung erscheint in der Reihe der Bildhefte der Gesellschaft für Thüringer Schlösser und Gärten eine handliche Publikation zum Schallhaus. Sie kann über den Buchhandel und im Onlineshop unter www.thueringerschloesser.de erworben werden.

 

Fotos: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, C. Beyer

 

Auf den Dornburger Schlössern ist ab kommendem Samstag eine neue Sonderausstellung zu sehen. Bis zum 31. Oktober wird im Renaissanceschloss Malerei des Dresdner Architekten und Malers Peter Albert gezeigt.

Peter Albert, Jahrgang 1936, war von 1965 bis 1995 als Architekt am Institut für Kulturbauten tätig. Daneben widmete er sich der konstruktiv-konkreten Malerei, die er seit den 1980er Jahren in zahlreichen Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland zeigte. Seine Werke befinden sich unter anderem in der Galerie Neue Meister in Dresden, im Kupferstichkabinett Dresden und in der Städtischen Galerie Dresden sowie in zahlreichen weiteren Sammlungen.

Die großformatigen Ölbilder Peter Alberts sind geprägt durch reduzierte Farbigkeit und klare, geometrische Formen. Die malerischen Strukturen entfalten dabei faszinierende Tiefenwirkungen, Flächen und Linien treten in lebendige Beziehung zueinander.

 

Erlebnis Farbe. Malerei von Peter Albert

6. September bis 31. Oktober 2020
Dornburger Schlösser, Hofstube im Renaissanceschloss
Eröffnung: Sonntag, 6. September 2020, 11 Uhr

 

Abbildung:

Peter Albert, o.T., © Peter Albert