Das Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) ist in voller Fahrt. Das erste von 23 Einzelprojekten ist bereits abgeschlossen. Neun Baustellen laufen 2024 parallel. Alle weiteren SIP-Projekte befinden sich im Planungsvorlauf, ein erheblicher Teil davon bereits in den Vorbereitungsphasen der Bauarbeiten. Das SIP I hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro und wird jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen finanziert.

In drei Projekten werden die 2023 angelaufenen Bauarbeiten weitergeführt, in weiteren SIP-Projekten sind die ersten Bauarbeiten angelaufen oder starten noch 2024. Während die Fenstersanierung am Westflügel von Schloss Sondershausen bereits abgeschlossen ist, gehen die SIP-Baumaßnahmen auf den beiden Burgruinen Bad Liebenstein und Ehrenstein 2024 in den zweiten Bauabschnitt. Im zweiten Projekt auf Schloss Sondershausen wird nach dem bereits abgeschlossenen Einbau einer neuen Löschwasserzisterne das marode Entwässerungsnetz im Lustgarten erneuert. Und auch auf Schloss Altenstein laufen bereits die SIP-Bauarbeiten: Während im Schloss an den haustechnischen Installationen gearbeitet wird, hat auch am angrenzenden historischen Küchenbau die Sanierung begonnen. Frisch gestartet sind auf der Burg Weißensee die Sanierung der Haube des Palasturms und eines Abschnitts der Ringmauer. Baustart ist 2024 auch an den Stützmauern von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden, am Torhaus der Burg Ranis und an der Zugangsbrücke von Schloss Bertholdsburg in Schleusingen.

Im Rahmen des SIP I werden rund 40.000 Quadratmeter Geschossfläche in 13 Kulturdenkmalen saniert. Die Dachsanierungen summieren sich auf knapp 12.000 Quadratmeter. Außerdem kommen 5.500 Quadratmeter Natursteinmauerwerk in die Kur. Rund 200 Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen sind als beauftragte Planer und Forscher mit den dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen befasst, die in 23 Einzelprojekte aufgeteilt sind. Koordiniert werden die Maßnahmen von Projektteams innerhalb der STSG. Oftmals handelt es sich dabei um die erste konstruktive Gesamtbetrachtung der Baudenkmale seit ihrer Errichtung. Durch die SIP-Einzelprojekte werden vielerorts die Nutzungsbedingungen für Schlossmuseen, Musikschulen, Archive und andere Institutionen verbessert.

Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, freut sich darüber, dass in den Einzelprojekten zunehmend die Bauarbeiten vor Ort starten: „Es macht Freude, dass wir immer mehr in die fachliche Arbeit und damit in die Ausübung unserer Kompetenzen kommen. Unsere SIP-Teams dabei zu begleiten, wie sie sich für ihre Projekte engagieren, macht die Freude noch größer. Unser Konzept von 23 großen und kleinen Sanierungsprojekten, die zeitlich gestaffelt an den Start gehen können, funktioniert gut, das SIP I schreitet mit großen Schritten voran. Das ist auch der guten Zusammenarbeit mit den Zuwendungsgebern und den prüfenden Behörden zu verdanken.“

Architektin Carola Niklas, SIP-I-Referatsleiterin der STSG, beschreibt die Fortschritte des Programms: „Wir liegen gut im Plan, von den 23 Einzelprojekten sind 13 Genehmigungsbescheide für die Haushaltsunterlagen, wichtige Hürden für alle mit öffentlichen Mitteln geförderten Bauprojekte, bereits erteilt. Während wir in einigen Projekten schon bauen, können wir in anderen Großprojekten die sehr komplexen Planungen mit Sorgfalt vorantreiben. So können wir den Anforderungen der 23 individuell anspruchsvollen Einzelprojekte gerecht werden.“

Nachhaltigkeit im SIP I

Eine wichtige Rolle bei der Planung und der Ausführung der Maßnahmen im SIP I spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit. Zwar ist denkmalpflegerisches Handeln schon per se nachhaltig, nicht zuletzt durch den häufigen Einsatz naturnaher Materialien und traditioneller Handwerkstechniken. Aber auch im Hinblick auf Energie gibt es Handlungsmöglichkeiten. Notwendige Haustechnik wird strikt auf Energieeffizienz geprüft, vielfach wird wohl der Umstieg auf alternative Heiztechnologien mit den Maßnahmen verbunden sein. In denkmalverträglichen Einzelfällen wird auch die Einsatzmöglichkeit von Solartechnik untersucht.

Burg Weißensee im SIP I

Auf der Burg Weißensee sind die Bauarbeiten in beiden SIP-Einzelprojekten angelaufen. In knapp 20 Metern Höhe wird die Haube des Palasturms saniert. Seit Jahrzehnten wird der bereits sanierte Turmschaft nur durch eine Noteindeckung geschützt. Im zweiten Projekt wird ein Abschnitt der Ringmauer saniert. Bis zu sieben Meter hoch und zwei Meter dick ist das Mauerwerk der wehrhaften Umfassungsmauern. Rund 600 Quadratmeter Mauerwerk werden an der Ringmauer im SIP I innen und außenseitig saniert.

Zwei Baustellen in einer Liegenschaft stellen Projektleiter Jörg Kirsten von der STSG und sein Team vor Herausforderungen und erfordern besonderes Geschick: „Unsere SIP-Bauarbeiten betreffen zwei Bereiche, die naturgemäß so gebaut sind, dass man nicht gut hinkommt – da wird schon die Logistik zur Herausforderung. Bei beiden Sanierungsprojekten kommt es auf besondere Sorgfalt und traditionelles Handwerk an. Wir sind froh um unser engagiertes Planungsteam und dass wir gute regionale Firmen binden konnten, die mit Leib und Seele dabei sind.“

Bauarbeiten 2024 im SIP I auf einen Blick

Bereits laufende Bauarbeiten
• Burg Weißensee: Ringmauer
• Burg Weißensee: Turmhaube
• Schloss Altenstein
• Schloss Sondershausen: Medienerschließung und Zisterne

2024 startende Bauarbeiten
• Burgruine Bad Liebenstein (2. Bauabschnitt)
• Burgruine Ehrenstein (2. Bauabschnitt)
• Burg Ranis: Vorburg
• Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden: Stütz- und Umfassungsmauern
• Schloss Bertholdsburg in Schleusingen: Schlossbrücke

Bereits abgeschlossen
• Schloss Sondershausen: Fenstersanierung

Abbildung: Carola Niklas und Jörg Kirsten von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten erläutern die Sanierung der Ringmauer auf Burg Weißensee, Foto: STSG, Anke Pennekamp

Auch wenn das Burgmuseum auf der Wasserburg Kapellendorf derzeit geschlossen ist – das Burggelände mit seinem hochmittelalterlichen Kern und der spätmittelalterlichen Erweiterung ist täglich zu besichtigen, es gibt Führungen und Veranstaltungen. Der Burghof ist montags bis freitags zwischen 8 und 15 Uhr zugänglich, an Wochenenden und Feiertagen von 11 bis 17 Uhr. An jedem ersten Mittwoch im Monat bietet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten eine öffentliche Führung zur Geschichte der Burganlage an, außerdem können Führungen für Gruppen gebucht werden (schlossverwaltung@wasserburgkapellendorf.de).

Im Burghof gibt es regelmäßig Freizeitangebote, die sich vor allem an Familien richten. So sind jeden Freitagnachmittag kostenfrei Spiele aufgestellt, die auf Nachfrage auch an anderen Tagen ausgeliehen werden können. Der Förderverein für Wasserburg und Kapellendorf e.V. betreibt in den Sommermonaten zu festen Terminen das Burgcafé im Hof. Nächster Termin ist der 23.6. (danach 14.7., 28.7., 11.8. mit Jam Session, 25.8., 8.9., 22.9.).

Die Museumsbereiche in der Kemenate bleiben ab dieser Saison aus baulichen Gründen geschlossen. Es sind Instandsetzungen an Dach und Haustechnik nötig. Zudem werden im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG Sanierungsarbeiten am unmittelbar angrenzenden Prinzessinnenbau vorbereitet.

www.wasserburgkapellendorf.de

Abbildung: Schlossverwalterin Alica Bergmann von der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten führt durch die Wasserburg Kapellendorf, Foto: Marco Siebert

 

Auf Schloss Friedenstein tauscht die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten derzeit 18 große Fenster aus. Im Erbprinzengemach im Nordflügel mit der Kunstkammer-Ausstellung der Friedenstein-Stiftung Gotha sind bereits sechs neu gefertigte Fenster aus Eichenholz eingebaut, am kommenden Montag kommen zwölf Fenster im Spiegelsaal hinzu. Rund 220.000 Euro investiert die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten für die Arbeiten.

Die sechsflügeligen Kreuzstockfenster orientieren sich an historischen Befunden und erfüllen zugleich hohe Sicherheits- und Dämmungsansprüche. Es sind traditionelle Verbundfenster mit einer leicht unebenen Verglasung für das historische Erscheinungsbild. Rund 60 Stunden Handarbeit stecken in jedem der knapp drei Meter hohen Fenster, insgesamt haben die Tischler acht Kubikmeter Holz gebraucht.

Schloss Friedenstein verfügt über mehr als 1.000 Fenster, darunter noch einige aus dem 18. Jahrhundert. Diese werden mit großer Sorgfalt erhalten. Die meisten sind jedoch Nadelholzfenster aus dem 20. Jahrhundert und haben das Ende ihrer Haltbarkeit erreicht. Sie werden schrittweise durch Neuanfertigungen aus Eichenholz ersetzt, die dank Langlebigkeit und guter Reparaturfähigkeit besonders nachhaltig sind.

Abbildung: Mitarbeiter der Tischlerei Schmidt aus Olbersleben beim Einbau neuer Fenster im Nordflügel, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Sabine Jeschke

 

Rund um die Erfurter Peterskirche blühen Wiesenblumen. Die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) als Eigentümerin der Peterskirche hat die Fläche im vergangenen Jahr angelegt und sieht darin nicht zuletzt einen Beitrag zu Nachhaltigkeit und Artenvielfalt im Stadtraum.

Die Wiesenflächen aus einheimischen Gräsern, Kräutern und Wiesenblumen werden zweimal im Jahr gemäht und müssen nur in Ausnahmefällen gewässert werden. Der Verzicht auf häufigen Rückschnitt wird mit wechselnden Blüten von Frühjahr bis Herbst belohnt. Das kommt auch der Tierwelt zugute, vor allem Insekten und Vögeln.

„Neben der Steigerung der Biodiversität im Stadtraum und der Einsparung einer enormen Menge Wassers geht es uns auch um eine Anpassung an die Bedingungen des Klimawandels“, sagt Gartenreferent Jonathan Simon von der STSG. „Eine Wiese, die sich weitgehend selbst pflegt, das Wasser speichert und auch mal länger mit wenig auskommt, ist da ein sinnvoller Schritt.“

Abbildung: Blühwiese an der Erfurter Peterskirche, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Jonathan Simon

Im Schlosspark Altenstein ist die Sommerbepflanzung abgeschlossen. Mehr als 10.000 Pflanzen hat das Parkteam der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten in den vergangenen drei Wochen in die Erde gebracht. Bepflanzt wurden das Teppichbeet, das Knotenbeet und die Terrasse am Schloss sowie das Rundbeet beim Hofmarschallamt. Bis Anfang Oktober schmücken jetzt Begonien, Dahlien, Pelargonien, Echeverien und viele mehr in kunstvollen Mustern den Innenpark und werden intensiv gepflegt.

Berühmter Hingucker im Schlosspark Altenstein ist das Teppichbeet, das seit mehr als 20 Jahren wieder jährlich nach historischen Vorlagen bepflanzt wird. Seine Muster und Kontraste leben ausschließlich von den unterschiedlichen Blattfarben von Gewächsen wie Alternanthera und Echeverien – Blühpflanzen kommen hier bei der Sommerbepflanzung traditionell nicht zum Einsatz.

Abbildung: Sommerbepflanzung am Teppichbeet im Schlosspark Altenstein, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Toni Kepper

An der Ringmauer der Burg Weißensee wird derzeit ein Baugerüst errichtet. Das Gerüst kündigt den bevorstehenden Baustart für die Natursteinarbeiten im Rahmen der Ringmauersanierung im Sonderinvestitionsprogramms I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) an. Rund 600 Quadratmeter der Umfassungsmauern werden innen- und außenseitig im Zuge des SIP I auf der Burg Weißensee saniert.

Das bis zu sieben Meter hohe und bis zu zwei Meter dicke Mauerwerk umfasst die Anlage der Burg, die im Mittelalter durch die Landgräfin Jutta erbaut worden war. Die schützenden und stützenden Mauern sind teilweise rund 800 Jahre alt und seit ihrer Errichtung Wind und Wetter ausgesetzt. Feuchtigkeit, die Witterung und das Alter hinterließen starke Schäden. In zwei früheren Bauabschnitten konnte die STSG bereits große Teile der Umfassungsmauern im nordöstlichen Bereich sichern. Im Rahmen des SIP I kann nun die Sanierung im nordwestlichen Bereich fortgesetzt werden und damit ein weiterer wichtiger Teilabschnitt der Ringmauer gesichert werden. Die wehrhafte Lage am Außenhang macht schon den Gerüstaufbau zum anspruchsvollen Unterfangen. Im Rahmen der Bauarbeiten wird auch ein zweiter Flucht- und Rettungsweg geschaffen.

Neben der Ringmauersanierung in einem Abschnitt gehört auch die Sanierung der Turmhaube des Palasturms auf der Burg Weißensee zu den Projekten des SIP I. Für die beiden Projekte stehen im Rahmen des Programms zusammen 3 Millionen Euro zur Verfügung.

Das Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro, mit dem insgesamt 23 Sanierungsprojekte an Kulturdenkmalen in ganz Thüringen umgesetzt werden. Finanziert wird das Programm jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen.

 

Abbildung: An der Ringmauer der Burg Weißensee sind die Gerüstbauarbeiten in den letzten Zügen, Foto: STSG, Jörg Kirsten