Ein neu erschienenes Buch gibt Einblicke in die Aufgabenvielfalt der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Der gut 350 Seiten starke Band „Baulust und Baulast – Erhalt und Vermittlung des Thüringer Kulturerbes“ vereint 29 Beiträge zu Sanierungsprojekten, Forschungen und Vermittlungsvorhaben im Zusammenhang mit zahlreichen Monumenten der Stiftung.

Die reich bebilderte Publikation führt an vielen Beispielen vor Augen, welcher Voraussetzungen es bedarf, um überhaupt mit einer umfänglichen Sanierung beginnen zu können. Die Autoren – Fachleute der STSG und externe Spezialisten – stellen Ansätze für die Herangehensweise im Umgang mit historischer Bausubstanz und deren Vermittlung vor. Schwerpunkte mit jeweils mehreren Beiträgen sind Schloss Friedenstein in Gotha, die Klosterruine Paulinzella, Burg Ranis, Schloss und Park Altenstein sowie Schloss Schwarzburg. Hinzu kommen einzelne Texte zu weiteren sieben Anlagen. Ein Beitrag widmet sich dem Kulturerbe der Thüringer Residenzen, mit dem sich Thüringen um die Auszeichnung als Welterbe bemüht.

Besonders deutlich macht der neue Band: Teilweise erfahren die Zeugnisse der Thüringer Residenzkultur erstmals seit ihrer Errichtung eine ganzheitliche Betrachtung und entsprechende Sanierungsschritte. Dabei steht nicht nur der Bestand im Fokus, zusätzlich sind moderne Nutzungsanforderungen, der Brandschutz und klimatische Lösungen zu berücksichtigen Und schließlich erwarten heute Besucher eingängige, ansprechende Vermittlungskonzepte und Verweilangebote.

Baulust und Baulast – Erhalt und Vermittlung des Thüringer Kulturerbes, Jahrbuch der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Bd. 24, Petersberg 2021, 352 Seiten, zahlreiche farbige Abbildungen, ISBN 978-3-7319-1170-8, 39,95 €, erhältlich im Buchhandel und im Online-Shop unter https://event.thueringerschloesser.de/shop/

Für Rezensionen stellen wir gern Exemplare bereit.

Abbildung: Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, mit dem neuen Jahrbuch-Band, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Franz Nagel

Im Juni 2022 wird Schloss Altenstein in Bad Liebenstein zur Bühne für ein besonderes Handwerks-Ereignis. Die „Parkettleger on Tour“ machen Station und zeigen ihr Können in zwei Räumen. Ihre Planungen für die neuen Bodenbeläge haben die Parkettleger heute vorgestellt.

Für die Handwerksaktion sind zwei Räume im Obergeschoss vorgesehen, die seit dem Schlossbrand 1982 über keine historischen Bodenbeläge mehr verfügen. Damit im Juni alles reibungslos läuft, wird schon jetzt geplant. Die Verlegemuster haben die Parkettleger bereits zu Papier gebracht und eine Mustertafel hergestellt. Auch für auf-wendige intarsienartige Ornamente, die einen Bezug zur Geschichte des Schlosses herstellen, gibt es konkrete Ideen.

Nun wird das notwendige Material bestellt. Hölzer mit verschiedenen Farbtönen und Maserungen sollen ein lebendiges Bild erzeugen. Arbeitsstunden und Material sind übrigens ein Geschenk, der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten als Eigentümerin und Bauherrin des Schlosses entstehen keine Kosten. Stiftungsdirektorin Dr. Doris Fischer ist dankbar für die Initiative: „Wir freuen uns, dass Schloss Altenstein das Interesse und die Phantasie der Handwerker anregt. Mit den Bodenbelägen bekommen wir in moderner Form etwas, das schon dem Bauherrn Herzog Georg II. von Sachsen-Meiningen wichtig war: individuelle kunsthandwerkliche Qualität.“

Wenige Tage sind im Juni 2022 für die Umsetzung vorgesehen. Da-bei sollen auch Lehrlinge aus der Region die Gelegenheit zum Mit-wirken erhalten. „Kollegen und Lehrlinge aus dem Holzhandwerk haben heute nur noch selten Gelegenheit, die ganze Palette der Kunstfertigkeit auszureizen, die über Jahrhunderte verfeinert wurde. Mit unseren jährlichen Projekten wollen wir die Vielfalt der Möglichkeiten und Techniken ins Bewusstsein rufen“, sagt Ernst Müller, Vereinsvorsitzender von „Parkettleger on Tour“.

Der Verein „Parkettleger on Tour e.V.“ verfolgt das Ziel, die Handwerkskunst des Parkettlegens bekannter zu machen und Nach-wuchs für die Vielfalt des anspruchsvollen Berufsbilds zu interessieren. Regelmäßig arbeiten Mitglieder des Vereins kostenfrei in historischen Bauwerken, um wichtige und aufwendige Schritte in der Sanierung zu ermöglichen (https://parkettleger-on-tour.de/).

Abbildung: Präsentation der Gestaltungsideen für neue Parkettböden auf Schloss Altenstein (v.l.n.r.): Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, sowie Ernst Müller und Steve Klose vom Parkettleger on Tour e.V., Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Franz Nagel

Das Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) im Umfang von 200 Millionen Euro für Kulturdenkmale der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) steht vor dem Beginn erster Maßnahmen. Die für die Begleitung der umfangreichen Bund-Land-Förderung neueingerichtete Baukommission hat Ende September die ersten elf von insgesamt 26 Einzelprojekten bestätigt. Nach Klärung von Formalitäten der Zuwendungsgeber von Bund und Land gibt es jetzt grünes Licht für den Einstieg in die Arbeit. Nun beginnt das Projektprozedere mit Untersuchungen, Planung und Ausführung. Erste sichtbare Baumaßnahmen an einzelnen Liegenschaften werden in etwa einem Jahr erwartet. Weitere Projekte sind in Vorbereitung.

In der Baukommission stimmen Bund und Land als Fördergeber sowie die STSG die Leitlinien ab. Für die im Rahmen des SIP vorgesehenen Liegenschaften hat die STSG 26 Einzelprojekte definiert, zum Teil zwei oder mehr pro Liegenschaft. Sie können unabhängig voneinander vorangetrieben werden und erlauben einen gestaffelten Einstieg. Auf diese Weise sollen die Fördermittel effizient investiert werden. Akute und bereits in den vergangenen Jahren vorbereitete Projekte können zügig begonnen werden. Komplexe und besonders umfangreiche Maßnahmen hingegen erfordern aufwendige Untersuchungen und Schadensbewertungen, bevor belastbare Planungen bereitstehen. In solchen Fällen wird ein nicht unerheblicher Teil des Förderzeitraums für die Vorarbeiten benötigt, bevor Handwerker an die Arbeit gehen können.

Jetzt ist die STSG in die Lage versetzt, das für die Mammutaufgabe dringend notwendige Personal einzustellen und vertragliche Verpflichtungen mit Auftragnehmern einzugehen. Zunächst werden Planer und Fachplaner beauftragt. Die dann startenden Projekte laufen nach genau definierten Planungsabschnitten und Förderrichtlinien ab, die für das Bauen mit öffentlichen Mitteln vorgeschrieben sind. Sie beginnen mit Voruntersuchungen als Grundlage für die mehrstufigen Planungen. Dabei werden beispielsweise die statischen Eingriffe, die restauratorischen Aufgaben und die Haus- und Sicherheitstechnik genau festgelegt.

„In der Planungsphase ist vor Ort oft noch wenig zu sehen. Doch der Schein trügt. Ein entscheidender Teil der Projekte findet am Schreibtisch und in Abstimmungen zwischen Fachleuten statt. Dabei werden die vielen Untersuchungsergebnisse bewertet und zusammengeführt. Nur wenn alles gründlich vorbereitet ist, kann die Baustelle anschließend reibungslos und termingerecht funktionieren“, blickt Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, auf die kommenden Monate voraus. „Wir sind froh, dass wir nun mit präzise zugeschnittenen Projekten in die konkrete denkmalpflegerische Arbeit einsteigen können, für die das Investitionsprogramm bestimmt ist.“

Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff unterstreicht die Bedeutung des Programms für den Freistaat: „Mit seinem Maßgabebeschluss für das Sonderinvestitionsprogramm I hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags die Strahlkraft und zugleich den enormen Sanierungsbedarf der Kulturdenkmale anerkannt, mit denen wir in Thüringen so außergewöhnlich reich gesegnet sind. Die Finanzierungsvereinbarung zwischen Bund und Land haben wir im Sommer geschlossen. Die Kofinanzierung durch das Land zu sichern, ist die größte Investition in der Thüringer Landesgeschichte für die Schlösserstiftung – aber sie ist auch mit großen Chancen verbunden. Ich freue mich sehr, dass nun erste Projekte begonnen werden können und es endlich losgeht.“

In folgende elf Projekte kann die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten nun zunächst einsteigen:

 

– Schloss Heidecksburg Rudolstadt, Maßnahmen an Nord- und Westflügel

– Schloss Sondershausen, Fenstersanierung Westflügel

– Schloss Sondershausen, Schlossumfeld und Medienerschließung

– Schloss Sondershausen, Sanierung Jägerhaus mit Remise

– Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden, Sanierung von Stütz- und Umfassungsmauern

– Schloss Schwarzburg, barrierefreie Erschließung im Hauptgebäude

– Dornburger Schlösser, Sanierung Renaissanceschloss und Umfeld

– Burg Weißensee, Turmhaube Palasturm

– Burg Weißensee, Sanierung der Ringmauer

– Burg Ranis, Sanierung der Vorburg/Torhaus

– Sicherungsmaßnahmen an Burgruinen

 

Mit dem Programm, das eine Laufzeit bis 2028 hat, fördern die Bundesrepublik Deutschland – vertreten durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien – und der Freistaat Thüringen die Sanierung von Kulturdenkmalen im Bestand der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten mit jeweils 100 Millionen Euro. Grundlagen dafür sind ein Maßgabebeschluss des Haushaltsausschusses des Deutschen Bundestages vom 26. November 2020 und eine im Juni 2021 unterzeichnete Verwaltungsvereinbarung zwischen Bund und Land.

 

gefördert durch:

aufgrund eines Beschlusses
des Deutschen Bundestages

sowie