Mit Freude hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die aktuellen Nachrichten aus Berlin zur anstehenden Bundesförderung für Schlösser in Mitteldeutschland zur Kenntnis genommen. „Wir sind dankbar für die Signale aus dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags“, sagt Direktorin Dr. Doris Fischer. „Wir haben mit den Investitionsmitteln die konkrete Aussicht, mit unseren Sanierungsvorhaben deutlich schneller voranzukommen als bisher. Ebenso viel wiegt aber die Anerkennung für die Kulturlandschaften Mitteldeutschlands – ihre Kulturdenkmale werden in ihrer bundesweiten Bedeutung wahrgenommen. Das Land Thüringen hat mit der Bereitschaft, eine so umfangreiche Förderung zu kofinanzieren, einen entscheidenden Anschub geleistet.“
Monat: November 2020
Im Fürstlich Greizer Park ist ein alter Lindenbaum durch eine Neupflanzung ersetzt worden. Möglich gemacht hat das der Naturschutzbeirat durch eine Baumspende.
Die Winterlinde am Weg zwischen Rotunde und Parksee musste 2017 aufgegeben werden. Ein Sturm hatte einen Teil der Krone abgeknickt, zum Vorschein war ein hohler Stamm mit zersetzendem Schwammbefall gekommen. Aus Sicherheitsgründen blieb der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten nur die Fällung. Nun konnte der für die Parkgestaltung bedeutsame Baum ersetzt werden. Wie in der Gartendenkmalpflege favorisiert, steht die Neupflanzung im hohlen Baumstumpf des Vorgängerbaums. Auf diese Weise wird der Verlust exakt ersetzt, und der neue Baum profitiert von den Nährstoffen des Altbaums.
Den Baum für die Nachpflanzung stiftete der Naturschutzbeirat des Landkreises Greiz zu Ehren zweier in den Ruhestand getretener Mitarbeiter des Amtes für Umwelt, Dr. Karli Coburger und Frank Leo.
Abbildung: Rasmus Röhling (Vorsitzender Naturschutzbeirat, links) und Dr. Karli Coburger beim Angießen des neu gepflanzten Baums, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Michael Schmidt
Die Region um die Wartburg ist geprägt durch eine Reihe überregional bedeutender Denkmale. Entstanden mit viel Kreativität und Mühe im Laufe der letzten Jahrhunderte bilden sie einen besonderen Schatz. Dazu gehört der wunderschöne Landschaftspark auf dem Altenstein, den die Herzöge von Sachsen-Meiningen in nächster Nähe des Kurorts Bad Liebenstein über Generationen anlegen ließen und der seinen Besuchern ein in Europa unvergleichliches Erlebnis bietet. Ein ganz besonderer Ort ist dort die Parkszenerie um den Blumenkorbfelsen, die 1802/03 entstand.
Zu Ehren der 1801 verstorbenen Herzogin Charlotte Amalie wurde sie inszeniert, bestehend aus einer kunstvoll überprägten Felsformation im Hintergrund und einer Exedra nach dem Vorbild der antiken Greifenbänke in der Gräberstraße von Pompeji. Charlotte Amalie zählt zu den großen Frauengestalten ihrer Zeit. Sie regierte das Herzogtum Sachsen-Meiningen als Vormund von 1763 bis 1782 äußerst erfolgreich. Ihr dankbarer Sohn, Herzog Georg I., ließ zu ihrem Andenken die einzigartige Szenerie im Park Altenstein anlegen.
Leider hat die Anlage in den letzten 200 Jahren stark gelitten. Die Witterung hat den weichen Sandstein stark deformiert. 2013 konnte durch das Engagement des Fördervereins Altenstein-Glücksbrunn der Blumenkorbfelsen restauriert und mit dem steinernen Blumenkorb versehen werden. Die Wiederherstellung der Greifenbank musste zurückgestellt werden. Ob es überhaupt gelingen würde, bei ihrer Verwitterung die ursprüngliche Gestalt wiederzugewinnen, stand damals in den Sternen.
Doch nun gibt es ein Modell, entwickelt im Auftrag der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, das die exakte Rekonstruktion und damit auch eine bildhauerische Umsetzung ermöglicht. Nun liegt es an uns allen, diese Chance zu nutzen und mit der Wiederherstellung unsere Heimatregion zu Füßen des Thüringer Waldes wieder mit dieser Attraktion zu bereichern. Zur Beschaffung der dafür erforderlichen 70.000 Euro hat der engagierte Förderverein Altenstein-Glücksbrunn den Anfang gesetzt und bereits über 30.000 Euro gesammelt.
Weil das Vorhaben ein Anliegen aller Bürger sein sollte, hat sich als gemeinnützige landesweite Bürgerstiftung, die Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“ eingebracht und in der Sparkassenstiftung der Wartburg-Region einen regionalen Partner gefunden. „Wir sind daher sehr glücklich, nun eine einmalige Spendenaktion ausloben zu können: Auf jeden bei unserer Bürgerstiftung eingezahlten Euro für das Projekt ‚Greifenbank Altenstein‘ legt die Sparkassenstiftung der Wartburg-Region einen weiteren Euro drauf!“, wirbt Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus, Vorsitzender des Vorstands der Bürgerstiftung, für das Projekt und spricht die vielen Freunde des Landschaftsparks direkt an: „Wir hoffen sehr, dass auch Sie diese einmalige Chance sich nicht entgehen lassen, Ihre Spende zu verdoppeln und dem Spendenzweck damit in doppelter Hinsicht zu dienen.“
Spendenkonto der Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“
IBAN: DE56 8305 0303 0011 0206 01
BIC: HELADEF 1SAR
Stichwort: „Greifenbank Altenstein“
Auf Wunsch steuerlich absetzbare Spendenquittungen für alle Spendenbeträge
Online-Spende
Stiftung „Bürger für Thüringer Schlösser und Burgen“
Postfach 22 55
99403 Weimar
www.buergerstiftung-schloesser.de
Am Kloster Paulinzella ist wieder ein wichtiger Schritt zur Restaurierung der bedeutenden romanischen Kirchenruine geschafft. 2020 stand das nördliche Querhaus im Mittelpunkt. Die Gerüste sind dort schon abgebaut, an den Sockeln und der Apsis finden noch abschließende Arbeiten statt.
Wichtigstes Ziel der Restaurierungsarbeiten ist der wirksame Schutz der Mauerkronen. Sie sind seit dem Verlust des Daches vor 400 Jahren Wind und Wetter ausgesetzt und deshalb besonders gefährdet. Die einige Jahrzehnte alten Bleiabdeckungen waren marode und mussten abgenommen werden. Anschließend konnte das zum Teil bereits erheblich angegriffene Mauerwerk stabilisiert und wie zuvor mit Schieferplatten gesichert werden. Eine neue hinterlüftete Bleiabdeckung sorgt für Witterungsschutz.
Darüber hinaus wurden sämtliche Oberflächen des romanischen Mauerwerks restauriert. An Giebeln und Rissen waren auch statische Sicherungen nötig. In der Vergangenheit verwendete Zementmörtel mussten aus den Fugen entfernt werden. Zement ist auf die Dauer nicht mit dem Sandstein und den historischen Mörteln verträglich. Er ist eine Hauptursache der vielfältigen Schäden. Für die Neuverfugung mischten die Restauratoren einen speziellen Mörtel an, der genau zum Stein passt. Dafür verkneteten Sie vor Ort Kalk und verschiedene Zuschlagstoffe, die für gute bauphysikalische Eigenschaften und eine passende Optik sorgen. Besondere Aufmerksamkeit forderte die am Querhaus erhaltene Apsis, deren Kuppel ebenfalls neu verfugt und sorgfältig gegen Regenwasser geschützt werden musste. Außerdem reinigten die Fachleute alle Steinflächen und ergänzten fehlende Teile.
Wie in solchen Fällen üblich, wurde die Ruine baubegleitend von Bauforschern untersucht. Sie stießen im aktuellen Abschnitt auf manche Überraschung. So hatte sich in einer Maueröffnung noch der Rest eines Holzes aus dem frühen 12. Jahrhundert erhalten – beim Bau der Kirche hatte man auf solche in die Wand gesteckten Hölzer die Gerüstbretter gelegt. Und im Mauerwerk der Apsis kam ein gut erhaltenes Schmuckkapitell zum Vorschein, das dort nachträglich als Lückenbüßer eingemauert worden war.
2017 musste die Kirchenruine abgesperrt werden, weil Gefahr von den Mauerkronen ausging. Im gleichen Jahr begannen die Restaurierungsmaßnahmen – zunächst am Turm, seit 2019 an den Querhäusern. Bislang investierte die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten rund 1,5 Millionen Euro in die Maßnahmen. In den nächsten Jahren soll es am Langhaus und an der Vorkirche weitergehen.
Die Kirchenruine Paulinzella gehört zu den bedeutendsten Bauwerken der Romanik in Thüringen. Sie entstand im 12. Jahrhundert unter Leitung von Baumeistern aus dem Reformkloster Hirsau im Schwarzwald. Das mit dieser „Hirsauer Schule“ verbundene hohe Niveau zeigt sich am exakten Quadermauerwerk und dem Bauschmuck, beispielsweise dem Portal und den Schmuckfriesen. Bei einem Brand um 1600 ging das Dach verloren und der Verfall setzte ein. Seit der Goethezeit wird das Bauwerk als romantische Ruine geschätzt und gepflegt. Trotz derzeitiger Absperrungen ist die Kirche gut einsehbar, das übrige Klostergelände ist frei zugänglich. Für ein reiches Angebot besonders in der warmen Jahreszeit sorgen das Museum im Jagdschloss, der Thüringen-Forst im Amtshaus sowie der nördlich der Ruine gelegene Kräutergarten.
Abbildung:
– Klosterkirche Paulinzella, restauriertes Nordquerhaus mit Restarbeiten an Sockeln und Apsis, Foto: pons asini, Jens Linke
Im Freigelände von Kloster Veßra finden ab heute Wegebauarbeiten statt. Stark ausgespülte Oberflächen werden instandgesetzt, um die Begehbarkeit und die Bedingungen für Kinderwagen und Rollstühle zu verbessern. Gut 32.000 Euro investieren das Hennebergische Museum Kloster Veßra und die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten gemeinsam in die Maßnahmen. Bei günstiger Witterung soll Mitte Dezember alles fertig sein.
Starkregenereignisse haben in den vergangenen Jahren immer wieder die Wege überfordert. Das Wasser floss nicht geordnet ab, tiefe Ausspülungen waren stellenweise die Folge. Die betroffenen Flächen werden nun als wassergebundene Decken wiederhergestellt. Außerdem wird gezielt der Wasserabfluss verbessert, etwa durch die An-passung von Höhenniveaus und den Einbau von gepflasterten Abflussrinnen und Abflüssen.
Die naturnahen Wegeoberflächen gehören zum reizvollen Erscheinungsbild der Klosteranlage mit den Freilicht-Arealen des Museums und sollen erhalten werden. Da Starkregen seit einigen Jahren gehäuft auftritt, müssen die Wege nun mit gezielten Eingriffen fit gemacht werden.
Abbildung: Das Abstecken zu Beginn der Wegebauarbeiten, Foto: Hennebergisches Museum Kloster Veßra
Die Folgen des Klimawandels machen auch vor gut behüteten Gartendenkmalen nicht halt. Durch anhaltende Trockenheit hat allein die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) in den vergangenen drei Jahren bereits Schäden von gut 1,5 Millionen Euro zu verzeichnen.
Vor allem in den Landschaftsparks haben die Folgen des Klimawandels inzwischen erkennbare Spuren hinterlassen, die nicht mehr zu übersehen sind. In Schlossparks wie Altenstein, Molsdorf, Greiz oder Wilhelmsthal spielen gezielt platzierte Einzelbäume und Baumgruppen eine entscheidende Rolle als gartenkünstlerische Gestaltungselemente. Die seit Jahren anhaltend geringen Niederschlagsmengen haben zu einer dauerhaften Unterversorgung von Bäumen geführt. Dem dadurch entstehenden Stress sind selbst robuste Bäume auf die Dauer nicht gewachsen und sterben ab. In den Jahren 2018 bis 2020 lagen die Verluste mehr als 100 Prozent über dem vorher üblichen Jahresdurchschnitt – gut 600 Bäume gingen seit 2018 auf das Konto der Trockenheit. Die gewohnten Altersverluste von rund 90 Bäumen pro Jahr sind in dieser alarmierenden Zahl nicht enthalten. Selbst bei günstigen Niederschlagsentwicklungen werden in den nächsten Jahren weitere Trockenverluste folgen, die aus der jüngeren Vergangenheit resultieren.
Die Klimafolgeschäden bedeuten schon jetzt dramatische Veränderungen in den Gartendenkmalen. Und sie stellen die STSG und ihre Parkteams vor enorme finanzielle und personelle Herausforderungen. Der Umgang mit den Schäden bindet zunehmend Arbeitskräfte und Mittel, die dann für die reguläre Pflege fehlen. Allein der Mehraufwand zur Verkehrssicherung ist erheblich – schließlich stellen abgestorbene Äste und Bäume eine Gefahr für die Besucher dar. Um die verlorenen Bäume nachzupflanzen, sind besondere Anstrengungen nötig. Bislang konnten nur kleinere Ersatzpflanzungen durch gelegentliche Spendenprojekte ermöglicht werden.
Parallel zu den akuten Notmaßnahmen arbeitet die STSG intensiv mit Partnern an der Erforschung von langfristigen Lösungen. Innerhalb der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Schlösserverwaltungen werden seit längerer Zeit Forschungsprojekte verfolgt, darüber hinaus gibt es das „Initiativbündnis Historische Gärten im Klimawandel“, das von den Fachvereinen Schlösser und Gärten Deutschland e.V. und Deutsche Gesellschaft für Gartenkunst und Gartenkultur e.V. getragen wird. Themen sind beispielweise die Klimaresilienz von Pflanzen, aber auch die Verbesserung von Bodenbedingungen und ein denkmalgerechtes Wassermanagement.




Die 60-Millionen-Euro-Sanierung von Schloss Friedenstein in Gotha zeigt erste sichtbare Erfolge. Der nördliche Teil des Westflügels ist wieder ohne Gerüst. In diesem Bereich ist die Dachsanierung abgeschlossen. Die Südhälfte soll im nächsten Sommer folgen.
Die Dachsanierung liegt damit weiter gut im Plan. Im Frühjahr 2019 waren die Arbeiten an dem mehr als 100 Meter langen Gebäudeteil von Norden her begonnen worden. Zimmerleute setzten Sparren für Sparren den Dachstuhl instand und verschalten ihn neu. Im Frühjahr 2020 zogen sie an die Südhälfte weiter, im Norden übernahmen die Dachdecker. Zuletzt wurde an der Dachentwässerung gearbeitet, bevor nun das Gerüst abgebaut werden konnte.
Aktuell wird unter dem Schutzdach im Bereich neben dem Westturm gearbeitet. Im Frühsommer 2021 soll auch dort die Dachdeckung abgeschlossen werden. Unterhalb der Dachbaustelle wird am Übergang zum Westturm ein neues Treppenhaus eingebaut, ergänzt um einen Aufzug für den barrierefreien Museumsrundgang in direkter Nachbarschaft zum Ekhof-Theater. Hier sollen die Arbeiten im Frühjahr 2022 zum Abschluss kommen. Die beiden derzeit parallel laufenden Baustellenbereiche sind exakt aufeinander abgestimmt.
Für die Sanierung von Schloss Friedenstein mit Herzoglichem Park erhält die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten eine Förderung von jeweils 30 Millionen Euro vom Bund und vom Land Thüringen. Baulicher Schwerpunkt ist derzeit der Westflügel, parallel werden spätere Abschnitte geplant. Trotz der umfangreichen Baumaßnahmen sind wesentliche Teile des Schlosses für den Besucherverkehr zugänglich. Mehr zum Sanierungsprojekt und den Hintergründen unter www.friedensteinblog.de.
Abbildung: Gotha, Schloss Friedenstein, fertiggestellte Teile des Daches am Westflügel, Foto: Anja Löffler