Erster Arkadenpfeiler auf Schloss Friedenstein saniert
Erstellt am 10. Oktober 2025

Auf Schloss Friedenstein in Gotha schließt die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) in Kürze die Sanierung des ersten Arkadenpfeilers ab. Schrittweise wird jetzt das stützende Stahlgerüst abgebaut und der Pfeiler trägt wieder die volle Last. Die Maßnahme dient auch der Erprobung des Sanierungskonzepts, das ab dem nächsten Jahr vorerst an den derzeit notgesicherten Pfeiler angewendet werden soll.
Zunächst musste der Pfeiler entlastet werden, um sein Mauerwerk sanieren zu können. Dazu diente eine Stahlkonstruktion mit Hydraulikpressen, die oberhalb des Pfeilers ansetzt und die Lasten mit Schrägstützen nach den Seiten auf zusätzliche Fundamente ableitet. „Diese Stahlstütze, die wir gern unsere Krake nennen, hat uns erst die eigentliche Sanierung ermöglicht. Nach behutsamem Rückbau der Sandsteinschale mussten wir ans Fundament“, erklärt Dipl.-Ing. Sabine Jeschke, Baureferentin der STSG auf Schloss Friedenstein. „Der Pfeiler steht direkt auf dem gewachsenen Kalksteinfelsen, wir haben ihn mit einem Stahlbetonring zusätzlich gesichert.“
Die stark verwitterte Sandsteinschale des Pfeilers wurde vollständig abgetragen. Übrig blieb der Kern aus Kalkstein und Kalkmörtel. Nun wurde die Schale aus dem stabileren Seeberger Sandstein nach dem historischen Muster neu aufgebaut. „Jeder einzelne Sandstein ist maßgefertigt und zusätzlich mit dem harten Kalksteinkern vernadelt, damit der Pfeiler im Verband perfekt funktioniert“, so Jeschke.
„Wir sind sehr froh, dass alles wie geplant geklappt hat“, so Dipl.-Ing. Arch. Silvia Wagner, Leiterin der Abteilung Bauten und Gärten bei der STSG. „Denn die Pfeiler sind wirklich neuralgische Punkte im statischen Gefüge des Schlosses. Jeder von ihnen trägt bis zu 270 Tonnen Last. Unser Konzept, eine herausragende Ingenieurleistung, hat sich bewährt und wir kennen nun den inneren Aufbau genauer, damit können wir in Serie gehen. Die Bauausführung mitsamt der Steinmetzarbeiten ist ein Beleg für die großartige Thüringer Handwerkskunst.“
Notwendig wurde die Sanierung nicht zuletzt aufgrund der Materialwahl im 17. Jahrhundert. Beim Bau des Schlosses musste gespart werden, und Baumeister Andreas Rudolph bekam die Anweisung, an den Seitenflügeln auch den witterungsanfälligen Sundhäuser Sandstein neben dem deutlich besseren Seeberger Sandstein zu verwenden, der am Nordflügel ausschließlich zum Einsatz kam. .„Schon damals meldete er schriftlich statische Bedenken an“, so Wagner. „Die haben sich nun bestätigt. Wir greifen deshalb auf das tragfähigere Material zurück, das schon damals uneingeschränkt die Wahl des Architekten gewesen wäre und an vielen Stellen von Schloss Friedenstein zum Einsatz kam. Noch heute wird der Standstein wie damals vor den Toren von Gotha abgebaut und steht für die Reparaturen zur Verfügung.“
54 Arkadenpfeiler umgeben den Innenhof von Schloss Friedenstein und tragen Teile des Schlosses mit. Charakteristisch sind die hervortretenden Bossenquader mit den fein gearbeiteten Oberflächen und den profilierten Gesimssteinen, die für eine bewegte Silhouette sorgen. Über Jahrhunderte waren die Sandsteinpfeiler und Bögen einheitlich in einem Ockerton gefasst, auch dies soll wiederhergestellt werden.
Die Maßnahme ist Teil der 110-Millionen-Euro-Sanierung von Schloss Friedenstein, jeweils zur Hälfte finanziert von Bund und Land. Ein wichtiger Schwerpunkt im umfassenden Sanierungsprojekt sind statische Maßnahmen, an vielen Stellen erstmals seit der Erbauung des Schlosses Mitte des 17. Jahrhunderts. Dabei spielen die freistehenden Arkadenpfeiler um den Schlosshof eine Schlüsselrolle.
Abbildungen:
– Arkadenpfeiler mit Stützkonstruktion mit freiliegendem Mauerkern während der Sanierung, Foto: STSG, André Kranert
– Sanierter Pfeiler nach Abbau des unteren Stützrings, Foto: STSG, Sabine Jeschke
Stiftung
Thüringer Schlösser und Gärten
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