Auf dem Oberschloss Kranichfeld hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) eine neue Dauerausstellung eröffnet. Die multimediale Ausstellung gibt Einblicke in rund 900 Jahre Burg- und Schlossgeschichte, deren Spuren bis heute am Denkmal ablesbar sind und den Schwerpunkt der Ausstellung bilden. Die neue Ausstellung ist im Rahmen des Vermittlungs- und Digitalisierungsprojekts SchlösserWelt Digital&Original der STSG entstanden, gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur. Gut 260.000 Euro wurden dafür aufgewendet. Für bauliche Instandsetzungsmaßnahmen hat die STSG zusätzlich rund 600.000 Euro investiert.
Die Ausstellung im Innen- und Außenbereich der Anlage beleuchtet die Schlossgeschichte mit all ihren Facetten von der Errichtung als mittelalterliche Burg bis in die jüngste Vergangenheit. Auch das Schloss als Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald in der Zeit des Nationalsozialismus und der Erhalt der Anlage durch bürgerschaftliches Engagement in der späten DDR-Zeit werden thematisiert. Christian Tischner, Thüringer Minister für Bildung, Wissenschaft und Kultur, würdigt das Projekt: „Mit der neuen Dauerausstellung auf dem Oberschloss Kranichfeld leistet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten einen wichtigen Beitrag für Kultur, Bildung und Tourismus und zeigt, dass auch in jahrhundertealten Denkmalen die Zeitgeschichte ihren Platz hat. Die Ausstellung ist gerade im ländlichen Raum ein beispielhaftes Projekt, das fundierte, wissenschaftliche Forschung mit modernen Vermittlungsansätzen und Erlebnischarakter verbindet.“
Rund ein Jahr lang war das Oberschloss für Bauarbeiten und Ausstellungsaufbau geschlossen. Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, freut sich über die Wiedereröffnung und die neuen Vermittlungsperspektiven: „Das Oberschloss selbst ist unser wertvollstes Exponat und bleibt deshalb auch Dreh- und Angelpunkt für die neue Ausstellung. Dank Förderung durch Bund und Land konnten wir einen wirklich großen Sprung machen, um diesen Stern für das Publikum zum Funkeln zu bringen. Dafür sind wird ausgesprochen dankbar, ebenso für die vielen anderen Meilensteine in Sachen Vermittlung, die wir mit unserem Projekt SchlösserWelt Digital&Original an vielen Orten gerade gehen können. Die Förderung trägt Früchte, und es profitieren davon vor allem Kulturdenkmale, die etwas abseits der touristischen Hauptorte liegen.“
Ziel der neuen Dauerausstellung ist es, Geschichte lebendig zu erzählen, wie Kuratorin Linda Tschöpe von der STSG erklärt: „Nicht nur Zahlen und Daten sind in die neue Ausstellung eingeflossen, sondern vor allem auch Lebensgeschichten. Für das 20. Jahrhundert konnten wir dazu Zeitzeugenberichte einbeziehen. Sie wurden im Rahmen eines Projekts mit der Uni Erfurt gesammelt und geben Einblick in die Schlossgeschichte der 1940er bis 1980er Jahre. Wir sind den Zeitzeugen sehr dankbar, dass sie ihre Erinnerungen mit uns geteilt haben.“
Zur Ausstellung beigetragen hat auch der Förderkreis Oberschloß Kranichfeld e.V., der mit einer Spende über 20.000 Euro die Ausschilderung mit Orientierungstafeln auf dem Dicken Turm und Licht-Klang-Installationen im Sagenkeller ermöglicht hat. „Mit dem Verein haben wir einen verlässlichen Partner an unserer Seite“, sagt STSG-Direktorin Fischer. „Der Verein setzt sich nicht nur seit Jahrzehnten für den Erhalt der Anlage ein, sondern unterstützt auch immer wieder unsere Arbeit mit Spenden und füllt die Anlage durch Veranstaltungen mit Leben.“
Schwerpunkt der Ausstellung ist der Palas. In mehreren Räumen werden Besucherinnen und Besucher durch die Geschichte der Anlage geleitet – von der epochenübergreifenden Baugeschichte in Mittelalter und Früher Neuzeit über den Schlossbrand 1934, die anschließende Nutzung als Außenlager des KZ Buchenwald bis zur Rettung der Anlage durch Ehrenamtliche in den späten DDR-Jahren. Immer wieder wird dabei der Blick auf die noch am Gebäude ablesbaren Spuren der Zeit gelenkt. Im Außenbereich wird der Rundgang durch Info-Tafeln und Hinweise weitergeführt. Ein Multimediaguide bietet zudem interaktive Elemente und weitere Vertiefungsebenen mit Videos und Interviews. Eine neue Kinderrallye hält auch die Kleinen auf Trab und führt spielerisch durch die Anlage.
Baulich wurden in Vorbereitung des neuen Besuchererlebnisses im Hauptgebäude statische Sicherungen im Dach durchgeführt, Treppen instandgesetzt, Stolperstellen beseitigt und Geländer montiert. Auch die veraltete Elektroanlage wurde modernisiert und die Ausstellungsräume wurden so ausgerüstet, dass an passender Stelle Strom für Licht und Medienstationen zur Verfügung steht. Außerdem wurde der Brandschutz verbessert. Zusätzlich montierte Abschottungen sichern im Ernstfall die Fluchtwege. Alle notwendigen Einbauten kamen ohne Eingriffe in die historische Substanz aus. Zuletzt wurde im Frühjahr die Burgbrücke erneuert. Ihre Konstruktion orientiert sich an einer zusammen mit dem Torhaus nach Plänen des Architekten Bodo Ebhardt aus dem Jahr 1906 errichteten Brücke.
Dauerausstellung „Sehen lernen – Auf Spurensuche im Oberschloss“
Oberschloss Kranichfeld
April bis Oktober Di-So und Feiertage 10-17 Uhr
www.oberschlosskranichfeld.de
www.thueringerschloesser.de
Abbildungen:
– Neue Dauerausstellung auf dem Oberschloss Kranichfeld, Foto: STSG, Franz Nagel
– Kuratorin Linda Tschöpe (v.l.) und STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer erläutern dem Kranichfelder Bürgermeister Jörg Bauer und Landrätin Christiane Schmidt-Rose die neue Dauerausstellung, Foto: STSG, Franz Nagel