Auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt werden im Dachstuhl des Nordflügels Traufbereiche für Untersuchungen freigelegt – eine Vorarbeit für die geplante Dachsanierung im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms (SIP) I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG). Für die Freilegungen steht nun vorübergehend ein Gerüstturm am Nordflügel, der den Abtransport von Bauschutt direkt aus dem Dachgeschoss des über 25 Meter hohen Nordflügels ermöglicht. Damit die Räume im darunterliegenden Geschoss geschützt bleiben, wurden Staubschutzwände und -schleusen eingebaut.

Ein Planerteam, bestehend aus Architekten, Statikern, Holzgutachtern, Restauratoren und Bauforschern, ermittelt derzeit die Grundlagen für die Dachsanierung am Nord- und Westflügel. Die Freilegungen im Dachgeschoss ermöglichen dem Team die genauere Untersuchung der Balkenköpfe, die unerlässliche Rückschlüsse zur Konstruktion und zum Zustand der Dachtragwerke für die Planung des Sanierungsvorhabens geben. Bei den Bauvorbereitungen wird die STSG vom Team des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg Rudolstadt unterstützt, das im Vorfeld Teilbereiche des Nordflügels für die Untersuchungen beräumt hat. Bisher befanden sich dort vor allem Depot- und Ausstellungsräume des Museums.

Die Dachsanierung am Nord- und Westflügel ist eines von drei Einzelprojekten im Rahmen des SIP I, die auf Schloss Heidecksburg umgesetzt werden, dem ehemaligen Residenzschloss der Grafen und späteren Fürsten von Schwarzburg-Rudolstadt. Daneben werden auch die Säulensäle im Südflügel des Schlosses und der Marstall saniert.

Das Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro, mit dem insgesamt 23 Sanierungsprojekte an Kulturdenkmalen in ganz Thüringen umgesetzt werden sollen. Finanziert wird das Programm jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen.

Abbildung: Gerüstturm am Nordflügel (rechts) und Sicherungsgerüst am Westflügel (links) von Schloss Heidecksburg in Rudolstadt aus der Luft, Foto: STSG, Carolin Schart und Karolin Leipold

In diesen Wochen laufen die ersten sichtbaren Baumaßnahmen im Sonderinvestitionsprogramm I (SIP I) der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) an. So haben im Frühjahr die Werkstattarbeiten für die Fenstersanierung auf Schloss Sondershausen begonnen, an den beiden Burgruinen Ehrenstein und Bad Liebenstein werden gerade die Baustellen eingerichtet. Auch auf Schloss Altenstein beginnen demnächst die ersten Bauarbeiten. Viele weitere Projekte befinden sich im Planungsvorlauf, einige davon stehen in den Startlöchern zum Bauen. Das SIP I hat ein Volumen von insgesamt 200 Millionen Euro und wird jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Thüringen finanziert.

Im Rahmen des SIP I werden rund 40.000 Quadratmeter Geschossfläche in 13 Kulturdenkmalen saniert, also etwa zehn Fußballfelder voller Denkmalsubstanz. Zusätzlich sind knapp 12.000 Quadratmeter Dachflächen zu sanieren, das entspricht dem Dach des Kölner Doms. Außerdem werden 5.500 Quadratmeter Natursteinmauerwerk saniert, Teilabschnitte davon sind zwölf Meter hoch. Rund 200 Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen untersuchen und planen derzeit die dringend notwendigen Sanierungsmaßnahmen, die in 23 Einzelprojekte aufgeteilt sind. Oftmals handelt es sich dabei um die erste konstruktive Gesamtbetrachtung der Baudenkmale seit ihrer Errichtung. Zudem werden vielerorts die Nutzungsbedingungen für Schlossmuseen, Musikschulen, Archive und andere Institutionen verbessert. Im Rahmen nationaler und teils europaweiter Ausschreibungen wurden über 100 Aus-wahlverfahren für Planer durchgeführt, dabei konnten sich zu rund 80 Prozent Thüringer Büros durchsetzen.

Thüringens Kulturminister Prof. Dr. Benjamin-Immanuel Hoff betont die Bedeutung des SIP: „Das Sonderinvestitionsprogramm (SIP I) ist das größte Infrastrukturprogramm für das Thüringer Kulturerbe seit der Wiedergründung des Landes 1990. Wir ertüchtigen damit Schlösser, Gärten und Burgen. Inflation und gestiegene Baupreise einerseits und die durch die Baumaßnahmen gewonnenen Erkenntnisse andererseits über weitere Sanierungsbedarfe bestätigen unsere Auffassung, dass sich an das SIP I ein SIP II anschließen muss. Hierzu wollen wir im kommenden Jahr 2024 mit dem Bund und dem Land Sachsen-Anhalt in Gespräche eintreten.“

Dr. Doris Fischer, Direktorin der STSG, ist froh über den Beginn der ersten Baumaßnahmen im Rahmen des SIP I: „Auch wenn man bisher noch nicht viel davon gesehen hat – wir arbeiten schon seit mehr als einem Jahr intensiv an den einzelnen SIP-Projekten. Inzwischen sind alle 23 Projekte planerisch auf die Schiene gesetzt. Das war durchaus ein Kraftakt für das Team mit vielen neuen Kolleginnen und Kollegen, die gleich mit ganzer Kraft durchstarten mussten. Die Untersuchungen und Planungen laufen und wir sind dabei ganz in dem Element, in dem wir uns mit geballter Expertise bewegen. Nun werden die ersten Maßnahmen auch vor Ort sichtbar, wir kommen in planvoll abgestuften Schritten ins Bauen. Das ist auch der Zusammenarbeit mit den Zuwendungsgebern und den prüfenden Behörden zu verdanken.“

Architektin Carola Niklas, SIP-Referatsleiterin der STSG, beschreibt die Herausforderung des zeitlich befristeten Programms: „Das SIP I ist mehr als die Summe seiner Teile, so könnte man sagen. Die Einzelprojekte erfordern jeweils für sich das Ineinandergreifen und Zusammenwirken von Fachexpertisen unterschiedlicher Disziplinen – schon in der Planung und noch mehr dann beim Bauen. Bewusst haben wir die Projekte unterschiedlich zugeschnitten, damit einige schnell beginnen können, während andere noch umfassende Untersuchungen brauchen. Überall sind jetzt Architekten, Statiker, Restauratoren, Holzexperten und andere Fachleute zugange. Ihre Untersuchungsergebnisse unterstreichen, wie dringlich das SIP I war. Man sieht es einigen Denkmalen nicht an, aber oft geht es wirklich um die Rettung von Kulturgut.“

Eine wichtige Rolle bei der Planung und der Ausführung der Maßnahmen im SIP I spielt der Aspekt der Nachhaltigkeit. Zwar ist denkmalpflegerisches Handeln schon per se nachhaltig, nicht zuletzt durch den häufigen Einsatz naturnaher Materialien und traditioneller Handwerkstechniken. Aber auch im Hinblick auf Energie gibt es Handlungsmöglichkeiten. Notwendige Haustechnik wird strikt auf Energieeffizienz geprüft, vielfach wird wohl der Umstieg auf alternative Heiztechnologien mit den Maßnahmen verbunden sein. In denkmalverträglichen Einzelfällen wird auch die Einsatzmöglichkeit von Solartechnik untersucht.

Schloss Sondershausen gehört zu den Großprojekten im Rahmen des SIP I. Neben der bereits angelaufenen Fenstersanierung am Westflügel wird derzeit der Alte Nordflügel mit der ältesten Bausubstanz von einem Planerteam untersucht. Allein dieser Sanierungsbereich umfasst 260 Räume. Er weist komplexe Schäden auf, verursacht durch schwachen Baugrund im früheren Bergbaugebiet, viele Umbauten im Lauf der Jahrhunderte und große Nutzungslasten. Der Einbau einer Löschwasserzisterne und die Sanierung des maroden Entwässerungsnetzes zur Parkseite des Westflügels ist vorbereitet. 1.200 Tonnen Erde werden dafür bald im Schlossgarten bewegt. Für eine Nutzung soll auch das Jägerhaus im westlichen Bereich der Schlossanlage saniert werden.

Zuerst startende Projekte auf einen Blick

Entwurfsplanung fertig
Burg Weißensee: Ringmauer
Burg Ranis: Vorburg

Baufachlich geprüft und in Bearbeitung bis Vergabe der Bauleistungen
Schloss Altenstein
Burg Weißensee: Turmhaube
Schloss Sondershausen: Medienerschließung und Zisterne

Das Bauen geht los
Schloss Sondershausen: Fenstersanierung
Burgruine Bad Liebenstein
Burgruine Ehrenstein

Projekte im Sonderinvestitionsprogramm I der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten

Das Gesamtvolumen des SIP I beläuft sich auf 200 Millionen Euro. In Abstimmung mit den Zuwendungsgebern Bund und Land wurde folgende Aufteilung festgelegt:
– Aufstockung 60-Millionen-Euro-Projekt Schloss Friedenstein um 50 Millionen Euro
– für die Projekte innerhalb des SIP I: rund 150 Millionen Euro
Den finanziellen Rahmen für die Maßnahmen in den Liegenschaften bilden die unten angegebenen Summen. Sie enthalten jeweils die zu berücksichtigen Personal- und Sachkosten. Daneben gibt es eine Rückstellung für alle Projekte, beispielsweise für Baupreissteigerungen und Unvorhergesehenes.

Projekte in Bearbeitung

Schloss Heidecksburg Rudolstadt: 21,7 Millionen Euro
– Nord- und Westflügel (Dachsanierung, barrierearme Erschließung, Objektsicherheit): Untersuchungen laufen
– Marstall (Gesamtsanierung): Untersuchungen laufen
– Säulensäle im Südflügel (Sanierung für Staatsarchiv Rudolstadt): Untersuchungen laufen

Schloss Sondershausen: 20,7 Millionen Euro
– Alter Nordflügel (Sanierung der Baukonstruktion, barrierearme Erschließung), Süd- und Ostflügel (Dachsanierung): Untersuchungen laufen
– Entwässerungssystem mit Löschwasserzisterne: Vergabe von Bauleistungen wird vorbereitet
– Jägerhaus (Gesamtsanierung): Untersuchungen laufen
– Westflügel (Fenstersanierung): bauliche Umsetzung läuft

Schloss Bertholdsburg Schleusingen: 10,4 Millionen Euro
– Sanierung der Schlossbrücke mit Umfeld: Entwurfsplanung wird erstellt
– Sanierung von Innenräumen im Süd- und Westflügel, Verbesserung der Barrierefreiheit: Untersuchungen und Vorplanungen laufen

Schloss Wilhelmsburg Schmalkalden: 11,7 Millionen Euro
– Südflügel mit Schlosskirche (Dachsanierung, Erweiterung des Museumsrundgangs): Untersuchungen laufen, Gerüstumbau gestartet
– Instandsetzung der Stützmauern: Entwurfsplanung wird erstellt

Schloss Schwarzburg: 6 Millionen Euro
– barrierearme Erschließung des Hauptgebäudes: Entwurfsplanung wird erstellt

Schloss Altenstein: 13 Millionen Euro
– Abschluss der Gesamtsanierung (Innenausbau, Küchenbau, Terrassen, Ruine Bergfried): Umsetzung beginnt im Sommer 2023

Dornburger Schlösser: 10 Millionen Euro
– Renaissanceschloss (Sanierung von Dach, Baukonstruktion und Fassaden, Objektsicherheit): Untersuchungen abgeschlossen, Vorplanungen laufen

Burg Weißensee: 3 Millionen Euro
– Palasturm (Sanierung der Turmhaube): Vergabe von Bauleistungen wird vorbereitet
– Ringmauer (Sanierung eines Teilabschnitts): Entwurfsplanung abgeschlossen

Burg Ranis: 8 Millionen Euro
– Torhaus (statische Sicherung, Sanierung von Dach und Fassaden): Entwurfsplanung abgeschlossen

Wasserburg Kapellendorf: 5 Millionen Euro
– Prinzessinnenbau (Sanierung von Dach und Fassaden): Untersuchungen und Vorplanungen laufen

Schloss Molsdorf mit Park: 8 Millionen Euro
– Untersuchungsmaßnahmen am Schloss
– Parkpavillon (Gesamtsanierung und Umfeld): Untersuchungen laufen

Burgruinen: 1,2 Millionen Euro
– Burgruine Bad Liebenstein (Ruinensicherung): Umsetzung beginnt
– Burgruine Ehrenstein (Ruinensicherung): Umsetzung beginnt

Schloss und Park Wilhelmsthal bei Eisenach: 1 Million Euro
Planungsmaßnahmen Neues Schloss (Sanierung des nördlichen Pavillons und der Kolonnade, Restaurierung des Telemannsaals)

Link zu bereitgestelltem Bildmaterial:
https://we.tl/t-4paFPbucbd

Eine Sonderführung durch den Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg in Schmalkalden bietet die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten am 9. Juni im Rahmen des Thüringentags an. Unter dem Titel „Geschichte des Terrassengartens von Schloss Wilhelmsburg und Aspekte der Nachhaltigkeit historischer Gärten“ gibt Dipl.-Ing. Dietger Hagner, Gartenreferent der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Einblicke in die Entstehungs- und Nutzungsgeschichte des mehr als 400 Jahre alten Gartens und die vor einigen Jahren erfolgte Wiederherstellung. Gäste erfahren zudem Spannendes über die Verbindung von Zier- und Nutzpflanzen in dem Garten, der einst dem Lustwandeln diente und zugleich die Schlossküche mit Lebensmitteln versorgte. Auch die Sammlung historischer Obstsorten wird erläutert, darunter der Große Katzenkopf und die Sommerblutbirne. Teilnahme kostenfrei, Treffpunkt um 11 Uhr im Innenhof des Schlosses.

Foto: Terrassengarten von Schloss Wilhelmsburg, Foto STSG, Helmut Wiegel

Auf den Dornburger Schlösser und Gärten hat die Sommerbepflanzung Einzug gehalten. Pünktlich zum meteorlogischen Sommerbeginn hat das Gartenteam der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten die Schmuckbeete mit mehr als 2.500 Blumen neu bepflanzt.

Gut eine Woche arbeitete das Team um Gartenmeister Frank Bergmann an den Beeten. Zuerst hatten Schülerinnen und Schüler des Staatlichen regionalen Förderzentrums Christophorus Hermsdorf beim Abräumen der verblühten Frühjahrspflanzen geholfen. So war bis zu den Schlössertagen am Pfingstwochenende das meiste schon geschafft. Die Schule unterstützt regelmäßig das Dornburger Gartenteam bei seiner Arbeit.

Für die Sommerblumen mit klangvollen Namen wie Cleomen, Argyranthemum, Tagetes, Plectranthus, Zinnia, Canna und Rudbeckia zieren nun in ornamentaler Pflanzung die Beete. Einen Teil davon zogen die Gärtner während der kalten Jahreszeit selbst im Gewächshaus. Historische Pflanzmuster standen Pate, die Auswahl der Pflanzen jedoch ist der freien Natur entlehnt – die Sommerblumen mit ungefüllten Blüten sollen an einen Ausflug entlang Feld und Hain erinnern.

Foto:  Schlossgärtner bei der Arbeit: Sommerbepflanzung für ein Schmuckbeet in den Dornburger Schlossgärten, Foto: Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, Frank Bergmann