Bei ihrer diesjährigen Saisoneröffnung am Europatag hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) den Förderverein Gesellschaft der Freunde der Klosterruine St. Wigbert Göllingen e. V. mit ihrem Mäzenatenpreis geehrt, dem Christian-August-Vulpius-Preis. Bei dem Festakt im Blauen Saal von Schloss Sondershausen wurde außerdem ein Konzertflügel übergeben, der dort nun als Dauerleihgabe des Vereins Thüringer Schlosskonzerte e.V. zur Verfügung steht.

Dr. Doris Fischer, Direktorin der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten, hob die Bedeutung ehrenamtlichen Engagements hervor: „Fördervereine sind das unverzichtbare Bindeglied zwischen Kulturdenkmalen und den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort. Ihre unermüdliche Arbeit ist Ausdruck der identitätsstiftenden Kraft von Denkmalen. Oft sind die Vereine gemeinsam mit uns die Gastgeber in den Burgen, Schlössern, Gärten und Klosteranlagen.“ Und sie fügte hinzu: „Gemeinsam mit vielen Vereinen hoffen wir, dass sich noch mehr junge Leute für die spannende und wirksame Tätigkeit interessieren. Sie werden überall mit offenen Armen empfangen.“

So ging auch Dr. Heinz Buri, der Laudator für den diesjährigen Vulpius-Preisträger, zunächst auf die vielen Facetten von Ehrenamt und Mäzenatentum ein. Er spannte den Bogen von Zuwendungen solventer Privatspender über langfristige Spendenaktionen bis hin zur verdienstvollen ehrenamtlichen Arbeit, für die oft viele Freizeitstunden erbracht werden. Alle Engagierten verbinde eine ähnliche Motivation: „Kulturelles Erbe ist sensibel, empfindlich, bedürftig und von ständigem Verfall und Substanzverlust bedroht. Sich gemeinsam um dieses Erbe zu kümmern, ist nicht nur identätsstiftend, es verbindet auch Menschen.“

Zugleich skizzierte Buri den Platz des Ehrenamts: „Natürlich kann das Ehrenamt nicht eine Unterfinanzierung oder eine personelle Unterbesetzung der zuständigen Kultureinrichtung dauerhaft kompensieren, und etwa satzungsgemäße Kernaufgaben beispielsweise einer Schlösserstiftung übernehmen. Kernaufgaben müssen über eine auskömmliche Finanzierung abgesichert sein. Aber mit ehrenamtlichem Engagement können die Wirkungskraft einer kulturellen Einrichtung gesteigert, die Reichweite erhöht und Projekte realisiert werden.“

Die Freunde der Klosterruine St. Wigbert in Göllingen nähmen ihre selbstgesetzten Aufgaben in ganz besonderer Weise wahr, so Buri in seiner anschließenden Laudatio zum Christian-August-Vulpius-Preis. Der Einsatz des Vereins gelte Erhaltung, Erforschung und Vermittlung des einmaligen Erbes der Klosterruine unweit des Kyffhäusers. „Was macht nun den Göllinger Verein ganz besonders?“, fragte Buri, „Nun – dieser Verein ist enorm breit aufgestellt, er hat sich das ganze denkmalpflegerische Credo, die Trias von Erhalten – Erforschen – Vermitteln hartnäckig und beharrlich über mehr als ein halbes Jahrhundert zu eigen gemacht und damit zur Sicherung der Klosterruine beigetragen. Und – darüber hinaus – aktiv zur Erforschung, Vermittlung und Belebung des Baudenkmals.“

Der Laudator erinnerte dabei nicht zuletzt an die Anfänge des Engagements in den DDR-Jahrzehnten, als sich der romanische Klosterturm inmitten einer Konservenfabrik befand: „Natürlich waren die wirtschaftliche Nutzung der Anlage, also die Fabriktätigkeit im Ensemble, und das denkmalpflegerische Bemühen um den Schutz und Erhalt schwer kompatibel. Es ging um Denkmalschutz versus Volkswirtschaft.“ Sei es damals tatsächlich um die Rettung des Denkmals gegangen, so stünden heute kulturelle Aktivitäten im Vordergrund, die die Anlage beleben.

Die Preisverleihung nutzte STSG-Direktorin Fischer, um dem Verein für seine Tätigkeit zu danken. „Mit umfassender Unterstützung und manchem kritischen Wort bringen Sie sich in die Erhaltung und Vermittlung der Klosterruine Göllingen ein. Wir sind sehr dankbar für diese Partnerschaft“, so Fischer an die Preisträger gewandt.

Mäzenatentum war auch die Voraussetzung für das an die Preisverleihung anschließende Konzert mit dem Trio Triton (Marius Sima – Violine, Claudia Schwarze – Cello, Ralph Neubert – Klavier). Seit Kurzem steht im Blauen Saal ein großer weißer Flügel zur Verfügung – die Schenkung einer Mäzenin an den Verein Thüringer Schlosskonzerte e.V., der sie der STSG als Leihgabe für den im 18. Jahrhundert entstandenen Saal überlässt.

 

Abbildung:

STSG-Direktorin Dr. Doris Fischer (2. v.l.), Laudator Dr. Heinz Buri (r.) und Günther F. Chmielus (Gesellschaft der Freunde der Klosterruine St. Wigbert Göllingen e.V., 4. v.r.) mit dem Christian-August-Vulpius-Preis im Kreis weiterer Vereinsmitglieder, Foto: STSG, Franz Nagel

 

Eine große Vielfalt von Pflanzen für den heimischen Garten wird am kommenden Samstag auf den Dornburger Schlössern und Gärten angeboten. Auf Einladung der Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten präsentieren zur jährlichen Pflanzenbörse professionelle Züchter und versierte Gartenfreunde Zier- und Nutzpflanzen. Auch das Gartenteam der Dornburger Schlossgärten ist dabei.

Zwischen 10 und 15 Uhr können sich Interessierte mit Pflanzen für Haus und Garten versorgen, unter anderem mit Freilandkakteen, Fuchsien, Obst- und Gemüsepflanzen, Gehölzen, Rosen und Staudengewächsen. Die Schlossgärtner haben Ableger von Stauden, Sommerblumen, aber auch Kräuter- und Gemüsepflanzen im Angebot. Außerdem gibt es die Dornburger Schlossrose zu kaufen, eine im vergangenen Jahr prämierte und nach den Dornburger Schlössern benannte Neuzüchtung.

Ergänzt wird das grüne Angebot um Tiroler Spezialitäten, Honig, Töpferwaren mit Gartenbezug, Apfelsaft von der Streuobstwiese im Schlosshof und einen Kalender für das Jahr 2024 mit Motiven aus den Schlossgärten.

Kinder können an einem Basteltisch Biosphären selbstherstellen – angesäte, bepflanzte und angegossene Gläser, in denen sich pflanzliches Leben entwickelt – am besten selbst große Schraubgläser mit Deckel mitbringen, alles andere wird gestellt.

Um 14 Uhr gibt es eine öffentliche kostenfreie Führung „Grüne Geschichte(n)“ durch die Schlossgärten, die historisches und gärtnerisches Wissen vermittelt (Treffpunkt am Alten Schloss).

Fotos:
Dornburger Pflanzenbörse, Foto: STSG, Fanny Rödenbeck
Dornburger Schlossrose, Foto: STSG, Christian Hill

Ein Jahrhundert Museumsbetrieb auf den Dornburger Schlössern – das ist das Thema eines Vortragstages mit Kaffeetafel und anschließendem Abendprogramm, zu dem die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten (STSG) am 14. Mai im Alten Schloss Dornburg einlädt. Vier Vorträge beleuchten ab 13.30 Uhr die Geschichte der Dornburger Schlösser als Museum. Museumskurator Christian Hill (STSG) gibt Einblicke in die Zeit vor dem Ende der Monarchie 1918, Prof. Dr. Volker Wahl rückt die Umstände der Übertragung an die Goethe-Gesellschaft 1921/22 in den Fokus, Dr. Gabriele Oswald (Klassik Stiftung Weimar) zeichnet das Wirken Helmut Holtzhauers auf den Dornburger Schlössern um 1960 nach, und Dipl.-Restauratorin Sina Junker (STSG) erläutert die bevorstehenden Sanierungsmaßnahmen am Renaissanceschloss. Im Anschluss gibt es um 18 Uhr ein musikalisch-literarisches Programm rund um Goethes Gedicht „Wandrers Nachtlied“.

Ausgangspunkt der musealen Entwicklung der Dornburger Schlösser ist die Bergstube im Renaissanceschloss, in der sich Johann Wolfgang von Goethe 1828 für mehrere Wochen aufhielt. Neben zahlreichen Briefen und Gesprächen sind aus dieser Zeit auch Gedichte überliefert. Goethes Verbindung zu den Dornburger Schlössern war auch Anlass für die Übernahme durch die Goethe-Gesellschaft nach der Revolution von 1918. Später gehörten die Dornburger Schlösser zu den Nationalen Forschungs- und Gedenkstätten der klassischen deutschen Literatur. Deren Generaldirektor Helmut Holtzhauer sorgte für Umgestaltungen in den Schlössern und Gärten. 2006 eröffnete die Klassik Stiftung Weimar das sanierte Rokokoschloss mit einer neuen musealen Konzeption. 2009 übernahm die STSG, zu der bereits das Alte Schloss gehörte, auch das Renaissance- und das Rokokoschloss und verantwortet seither ebenso den musealen Betrieb.

Nach der aktuellen Saison wird das Renaissanceschloss Ende Oktober aufgrund von Sanierungsarbeiten im Rahmen des Sonderinvestitionsprogramms I der STSG für mehrere Jahre geschlossen. Das Rokokoschloss und das benachbarte Bauhaus-Werkstatt-Museum bleiben auch in den kommenden Jahren geöffnet.

Für die Veranstaltung am 14. Mai ist aufgrund begrenzter Plätze eine Anmeldung bis zum 11. Mai notwendig (museum@dornburg-schloesser.de oder 036427/215130).

100 Jahre Museum Dornburger Schlösser
Von der großherzoglichen Sommerresidenz zum Museum
14. Mai 2023, 13.30 Uhr, Dornburger Schlösser, Altes Schloss
Anmeldung: museum@dornburg-schloesser.de

Abendprogramm
Goethe – Wandrers Nacht. Eine literarisch-musikalische Reise zu Ehren des weltberühmten Gedichts „Wandrers Nachtlied“ von Johann Wolfgang von Goethe
14. Mai 2023, 18 Uhr Dornburger Schlösser, Altes Schloss

 

Abbildung: Goethes Bergstube im Dornburger Renaissanceschloss, Foto: Schatzkammer Thüringen, Marcus Glahn

 

Auf Schloss Heidecksburg in Rudolstadt hat die Stiftung Thüringer Schlösser und Gärten an prominenter Stelle vor dem Westflügel eine junge Säuleneiche gepflanzt. Die Eiche ersetzt einen Altbaum aus dem 19. Jahrhundert, der zuvor an gleicher Stelle stand.

Der Eichensetzling wurde durch Veredelung aus einem Zweig des abgestorbenen Altbaums gezogen. Der laut Jahresringen über 160 Jahre alte Baum war der Trockenheit der letzten Jahre zum Opfer gefallen, eine der vielen sichtbaren Folgen des Klimawandels für historische Parks. Durch die Veredelung zuvor entnommener Zweige wird das Genmaterial und damit auch die besondere säulenförmige Wuchsform des historischen Baums am Standort erhalten.

Mit der Nachpflanzung soll das historische Erscheinungsbild des Westflügels langfristig wiederhergestellt werden. Denn zu Beginn des 19. Jahrhunderts war der vorgelagerte Bereich als Landschaftsgarten gestaltet worden, einschließlich des Teehäuschens für Fürstin Caroline Luise von Schwarzburg-Rudolstadt. In diesem Gestaltungszusammenhang wurden später auch zwei Säuleneichen rechts und links vom Schlossportal gepflanzt, die lange die Ansicht prägten. Beide Bäume gingen in den letzten Jahren verloren, nun ist auch der zweite nachgepflanzt. Eine Scheibe aus dem Stamm des verlorenen Altbaums ist derzeit in einer Sonderausstellung im Thüringer Landesmuseum Heidecksburg zu sehen.

Die Säuleneiche ist ein besonderer Baum. Die schlanke Wuchsform geht auf die Mutation einer Stieleiche in Südhessen zurück, deren Nachkommen in der Gartenkunst Karriere machten. Von der 580 Jahre alten „Mutter aller Säuleneichen“ stammen wahrscheinlich alle heute erhaltenen Säuleneichen in historischen Parks und Gärten ab – so auch die Säuleneichen auf Schloss Heidecksburg.

Das Veredeln von Laubbäumen hat in historischen Park- und Gartenanlagen besondere Bedeutung. Kronenformen und Laubfarben wurden mit Blick auf ihre gestalterische und räumliche Wirkung ausgewählt und sind nur schwer zu ersetzen. Daher setzen Gartendenkmalpfleger bei notwendigen Nachpflanzungen vorzugsweise auf vorhandenes Genmaterial vom gleichen Standort. Junge Setzlinge können sich dabei von klein auf an die Gegebenheiten der Umgebung anpassen, mit eingewöhntem Genmaterial vom Standort sind die Chancen besonders gut.

 

Abbildung:

Gartenreferent Jonathan Simon (links) und Schlossgärtner Carsten Wilhelm mit der neu gepflanzten Säuleneiche und einer Scheibe des Altbaums, Foto: STSG, Franz Nagel